"Ich akzeptiere nicht, dass erneut der Osten bestimmt, wer in Deutschland Kanzler wird. Es darf nicht sein, dass die Frustrierten über das Schicksal Deutschlands bestimmen."
Edmund Stoiber (via kleinezeitung.at)

Ich habe jetzt ungefähr dreimal angefangen, diese Äußerung kritisch zu kommentieren, habe es aber immer wieder gelöscht, da mir sozusagen die Worte in den Fingern steckenbleiben.
Deshalb laß ich es nun einfach für sich sprechen, ich denke, das tut es in der Tat.
Die Frage, die mich nur durch solche Anstöße immer wieder beschäftigt ist nun, wer könnte denn die Wahl gewinnen, wenn die CDU/CSU sich selbst ins Abseits manövriert und nahezu jeder, den man nach seiner Meinung fragt angibt, dass es mit Rot-Grün nicht weitergehen könne.

Ich bin gespannt.

Gott bestimmt die Welt lediglich durch allgemeine, unwandelbare, universelle, einfache, verständliche Gesetze, was heißt das? Das heißt, daß Gott sie nicht regiert. Er regiert sie nicht auf pastorale Weise. Er herrscht souverän über die Welt durch Prinzipien.
Foucault (2005): Die Geschichte der Gouvernementalität. Bd. 1 9. Vorlesung vom 8. März 1978, S. 341
Hm, ob Gott Machiavelli gelesen hat?

Da kommt man gut motiviert und selbsbewußt aus Neuseeland zurück, um Monate später festzustellen, dass sich an meiner Situation seither kaum etwas geändert hat.

Ich suche noch immer eine Arbeitsstelle/Stipendium im wissenschaftlichen Bereich, am liebsten mit der Möglichkeit zur Promotion.

Fakten: Ich habe das Studium der Diplom-Pädagogik im Dezember 2004 an der Universität Giessen mit Auszeichnung abgeschlossen.
Schwerpunkte: Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendbildung, pädagogische Anthropologie.
Nebenfächer: Soziologie und Psychologie.
Fortbildungen: Teilnahme am Weiterbildungsstudiengang QINEB,
der sich mit der Architektur von Lernumgebungen und der Beratung der Lernenden befasst. Abschluss: Weiterbildungsdiplom

Was bisher geschah: In den Bewerbungen, die ich bisher geschrieben habe gehe ich darauf ein, dass ich über qualitative Forschungspraxis durch die Mitarbeit am Projekt DIVERS der Universität Gießen verfüge und in einigen Seminaren Methoden, wie das "Narrative Interview" erproben konnte.
Weiterhin habe ich Erfahrungen im Bereich der Literaturrecherche und Organisation kleinerer Veranstaltungen.

Meine theoretisches Interesse gilt nicht nur Foucault, Macht und den Governmentality Studies (worüber ich meine Diplomarbeit "Die Regierung der Qualität" verfasst habe), sondern auch Bourdieu, der Ungleichheitsforschung, Gegenwartsdiagnosen wie "Postmoderne" und historischen Betrachtungsweisen von Wahrheiten.
Aus der Perspektive der Erwachsenenbildung habe ich mich mit Selbstgesteuertem Lernen, Qualitätsmanagement, Situationsdidaktik, Bildung im Neoliberalismus und der Ökonomisierung im Allgemeinen auseinandergesetzt.

Allerdings - und dass habe ich bei den Vorbereitungen auf meine Vorstellungsgespräche bislang noch einmal deutlich festgestellt - bin ich für andere Themen, Theorien und Vorstellungen sehr offen und kann mich eigenständig und schnell in neue Gebiete einarbeiten.

So sind auch Eigenständigkeit und die Fähigkeit zur Strukturierung meine Stärken im wissenschaftlichen Arbeiten. Wichtig ist außerdem ein Team u.a. zum Austausch von Gedankenfragmenten und Ideen.

Neben meinem privaten Interesse für Internettechnologien im Allgemeinen und Weblogs im Speziellen, fotographiere ich gern. Nach der Neuseelandreise liegt mir das Kennenlernen und Erleben neuer Kulturen und Landschaften am Herzen.

Damit ich dies in meiner - momentan sehr ungewissen - Zukunft verwirklichen kann, brauche ich endlich einen vernüftigen Job. Wenn Ihr irgendwelche Ideen, potentielle Arbeitgeber, Tips und Tricks an der Hand habt, so gebt mir Bescheid!

jetzt seid auch ihr herzlich zum kommentieren eingeladen, da keine Anmeldung bei Twoday mehr erforderlich ist =)

Und ich geh jetzt schawwe, Schüss.

hat die Telekom unseren DSL-Anschluss "aus Versehen gelöscht". Es tut ihnen leid. Mir auch. arghs.

Der britische Premierminister hat sich heute in aller Form bei den Angehörigen des aus Versehen von Anti-Terror-Einheiten erschossenen Brasilianers entschuldigt. "Wir sind alle tieftraurig", sagte Blair.
spiegel.de
Sind wir, in der Tat.
Die Angst vor einem erneuten Bombenanschlag und das panische Bemühen, dies zu verhindern mag als Erklärung für eine "Verfolgung" dienen. Aber dass der Brasilianer "am Boden liegend mit fünf Kopfschüssen getötet wurde" kann ich einfach nicht fassen.
Gerade diese Praktik wird von der britischen Polizei verteidigt:
Zu gezielten Todesschüssen gebe es aber keine Alternative, wenn der Attentäter einen Sprengstoffgürtel am Körper trage. „Die einzige Möglichkeit ist ein Kopfschuß“, sagte der Scotland Yard-Chef, weil bei Brustschüssen eine Explosion ausgelöst werden könne.Die Welt Was ist mit Schultern oder Beinen? Blair verweist ebenso auf die ambivalente Situation der Polizisten:"Hätte sich der Verdächtige als Terrorist herausgestellt und hätten die Beamten bei ihrem Einsatz versagt, würden sie jetzt ebenfalls kritisiert werden", sagte Blair
spiegel.de
Hätte, wenn und aber...
Fakt ist, dass einem Menschen, der aufgrund des kühlen - im Vergleich zum brasilianischen - Klimas einen Mantel trug, und daher verdächtig erschien, FÜNF MAL in den Kopf geschossen wurde.

Zeigt sich in solchen Reaktionen und Legitimationen nicht die Hilflosigkeit gegen Terrorismus vorzugehen? Die vorläufige Lösung jeden, der verdächtig aussieht, mit Kopfschüssen ins jenseits zu befördern kann doch keine Anti-Terror-Strategie sein? Oder meinen DIE das ernst?
Ich glaube weder, dass man Terrorismus durch Totalüberwachung noch durch wahlose Verdachtstötungen bekämpfen oder gar verhindern kann. Vielmehr sollte man sich intensiv mit der Ursache und Genealogie des Terrorismus öffentlich auseinandersetzen.

oder so etwas ähnliches...

Ich habe keine Ahnung, wie ich da hingekommen bin, weiss nicht was das eigentlich soll, aber diese Augen verfolgen mich seither.

Eine Untersuchung von Gesundheitssoziologen der Technischen Universität Berlin beschäftigte sich mit der Korrelation von Sterberisiko und Schichtzugehörigkeit.
Die TU-Wissenschaftler gingen der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen sozialer Stellung und Gesundheit gibt. Dazu analysierten sie die Sterberisiken von 3497 Männern und 3200 Frauen zwischen 31 und 69 Jahren, die 1984 unter anderem zu ihrer sozioökonomischen Lage und zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt worden waren. Bis 1998 waren von ihnen 616 Männer und 285 Frauen gestorben.
Basler Zeitung 20. 7. 2005
Das Ergebnis, dass es da natürlich einen Zusammenhang gibt, überrascht mich nun nicht besonders. Nicht nur unterschiedliche Konzepte der Lebensführung und die Gefahr der Arbeitslosigkeit tragen zur höheren Sterblichkeit der unteren Schichten bei.

Wenn man sich die Entwicklung der Privatisierung und Ökonomisierung im Gesundheitssystem so anschaut, kann man relativ schnell zu der These kommen, dass sich gut Situierte natürlich "mehr Gesundheit" durch "mehr Prävention" und "mehr Wellness" kaufen können. Gesundheit wird immer mehr zu einem ökonomischen Gut, dass sich dann nicht mehr alle leisten können.

Die Frage nach der dahinterliegenden Gerechtigkeitsvorstellung fällt meist unter den Tisch. Die ökonomische Moral setzt "Rational-Choice"-Subjekte vorraus, die für die versuchen ihren Nutzen zu maximieren (auch) indem sie sich Gesundheitsleistungen ersparen.

Bei Gysi und Lafontaine handelt es sich um politische Fahnenflüchtige. Lafontaine nahm im März 1999 nicht etwa wegen des aufziehenden Krieges im Kosovo Reißaus. Er schmiss die Ämter hin - Parteivorsitz und Bundesfinanzminister -, als er begriff, dass sein linker Keynesianismus in Zeiten der Globalisierung so tauglich war wie eine Kneifzange bei der Reparatur einer defekten Computerfestplatte.

Auch Gregor Gysi ging der Wirklichkeit aus dem Weg, als es ernst wurde. Offiziell begründete er seinen Rücktritt im Sommer 2002 als Berliner Wirtschaftssenator im Nachgang der Bonusmeilenaffäre. Tatsächlich kapierte er, dass der rot-rote Senat in der Hauptstadt keine Segnungen mehr unters Volk bringen konnte. Gysi und Lafontaine eint nicht ähnlicher politischer Gestaltungswille - sondern die Feigheit vor der wirtschaftspolitischen Realität. Warum so eine politikferne Haltung vom Wähler belohnt wird, ist die eigentlich spannende Frage.
Spiegel.de 20.7.2005
Sie eint also die Feigheit vor der wirtschaftspolitischen Ralität. Aha. Man kann ja wirklich viel und auch durchaus kritisches über beide Personen zum besten geben, aber ihnen vorzuwerfen, vor der wirtschaftspolitische Lage zu fliehen schießt ETWAS über das Ziel hinaus, wie ich finde.
Aufgrund der vorherrschenden neoliberalen Politik können doch nicht Alternativen als unzeitgemäß abgetan werden. Das Programm des Neoliberalismus ist ein ebenso ein zeitliches Phänomen, das keinen absoluten Anspruch hat.
Stärker auf Sozialpolitik zu insistieren ist nicht mit einer "politikfernen" Haltung gleichzusetzen.

Die semantische Ausdrucksweise Lafontaines von Fremdarbeitern, die Familienvätern die Arbeitsplätze wegnehmen verdient einer viel stärkeren Beachtung als der Einschätzung der sozialen Politik als "politikfern". Denn inzwischen bekommt die CDU schon Angst, ihre Wähler amrechten Rand zu verlieren:
Ähnlich äußerte sich Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU). "Es ist eindeutig, dass Lafontaine am rechten Rand fischt. Aber das muss man politisch bekämpfen"
Spiegel.de 5.7.2005

Das Linksbündnis hat gute Chancen, bei einer Bundestagswahl drittstärkste Kraft zu werden. Laut einer Umfrage verliert hingegen die Union an Zustimmung.
Netzeitung.de
Mich beruhigt es ja zunächst einmal, dass die Union an Zuspruch verliert. Immerhin. Aber wie lässt sich der Zuwachs an Sympathie für das Linksbündnis deuten?
Können sich die Menschen mit deren Werten und Idealen stärker identifizieren oder ist es nur der Sturz auf etwas "Neues", da das "Alte" nicht mehr zu funktionieren scheint und das "Neue" noch keine Geschichte hat?

Zur Zeit lese ich grade einen sehr guten Einführungsband zu Theorien sozialer Ungleichheit von Nicole Burzan.
Marx Klassenmodell, das Schichtenmodell Geigers und Webers "Klassen und Stände" werden - neben neueren Ansätzen - leicht verständlich - eben einführend - erklärt.
In jedem Fall sehr interessant und empfelenswert!

 

Flash Gamez BildungsBlog

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma