governing thoughts

Ich schreib einfach mal wieder hier was rein. Schon erschreckend, die laange Zeit des nicht-bloggens. Wobei ich ja noch nie eine sehr regelmäßige Schreiberin diesbezüglich war. Aber nun ja, von außen implizierte und von mir aktiv gestaltete Selbsttechnologien erschweren das Schreiben im Blog, während das Schreiben von Artikeln dadurch vereinfacht zu sein scheint. Also gilt es die eigenen Selbstpraktiken auszutricken, ihnen ein Schnippchen zu schlagen und einfach zunächst mal wieder thematisch zu schreiben anfangen.

So entstand ja erst die Idee zu diesem Blog... Ziel war es, den Prozess des Schreibens meiner Diplomarbeit zum Thema Macht, Gouvernementalität und Erwachsenenbildung zu begleiten. Vielleicht gelingt über dieses Thema ein "Restart", so die Überlegung, die Theorie, mal sehn wie es sich in der Praxis zeigen wird.

Vor kurzem bin ich über die Veröffentlichung von Susanne Krasmann und Michael Volkmer (Hg.) "Michel Foucaults Geschichte der Gouvernementalität" gestoßen. Hier kommentieren verschiedene internationale Autor(inn)en die 2004 veröffentlichen Vorlesungen von Foucault. Ich bin gerade dabei es zu lesen und schon die ersten grundlegen Beiträge von Saar, Lemke und Dean beschäftigen sich dezidiert mit der immer wieder gestellten "Staatsfrage". Inwiefern Foucault in seinen Analysen den Staat, oder besser die Abstraktion "Staat" einbezieht machen die genannten Autoren anschaulich deutlich.
Ich bin gespannt wie dies in den anderen Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven behandelt wird...

Keine siegreiche Revolution ohne Idee. Bestimmt! Aber ebenso bestimmt: Nicht die Idee macht die Revolution, sondern die Not bringt sie zum Ausbruch. Und einmal in Aktion, weicht sie von der Idee ab.Viktor Klemperer, Tagebuch von 1939 (16. Dezember).

Folgendes Zitat sagt - glaube ich - einiges über Karl Mannheims eigenen konjunktiven Erfahrungsraum aus:
Wie ein Neger zivilisatorische Objekte in seinen Erfahrungsraum einbezieht und irgendwie magisch auszudeuten bestrebt ist, so ordenen auch wir beim Sehen und Betasten neuer Dinge diese ganz ähnlich in unseren Lebensraum ein und lesen in jede individuelle Gestalt geistige Züge hinein.
Mannheim (1980): Strukturen des Denkens, S. 270

Da ist sie wieder, die gute alte Macht. So richtig fühlbar, zum Anfassen quasi.

Voller Seminarraum. Ich als Vertretung. Niemand kennt mich. Ich komme rein, stelle mich vor den Pult, sage nichts. Es dauert keine zwei Minuten und etwa 60 Menschen sind still und schauen mich an. Legitimieren mich, ohne mich zu kennen. Nicht unlogisch, auch nicht verwerflich. Irgendwie komisch, aber mehr auch nicht. Menschen.

Ein theoretischer Satz hat seinen vollständig verständlichen theoretischen Sinn, ohne daß man Lage und Innenwelt des ihm entsprechenden Subjekts zu kennen braucht.
Karl Mannheim: Über die Eigenart kultursoziologischer Erkenntnis, S. 70.

Meint er damit Objektivität?

Foucault hat sich auch mit der Frage nach Orten der Andersheit – Heterotopien, wie er es genannt hat auseinandergesetzt. Für ihn sind Heterotopien wirksame Orte innerhalb denen Utopien realisiert sind.

Meine Frage wäre nun: Stellen Weblogs, Wikis, Netzwerk-Plattformen usw. eine Art realisierte Vernetzung und Kommunikationsutopie dar?

Die Frage nach Selbsttechnologien in Praktiken des Bloggens wird unter anderem in Florian Sprengers Projektarbeitsblog Selbsttechnologien. Medientechnologien. behandelt.

Dieses Blog steht für den Versuch (wenn ich es richtig verstanden habe), das Entstehen und das Beobachten eines Schreibprozesses, "gleichzuschalten" - im Sinne von einem "gleichzeitig machen".

Das Medium Blog, in dem der Text entsteht, macht die rhizom-artige Textgenerierung sichtbar. Inhaltlich wird dieser Prozess durch gouvernementalitäts- und diskursanalytische Perspektiven reflektiert.

Ich bin beeindruckt. Unbedingt anschauen!

In Leipzig gibt es seit geraumer Zeit eine Firma, deren Chefin beschlossen hat, Ärgern und Jammern schlichtweg zu verbieten. Das schaffe nur Frust und der ist ja bekanntlich unproduktiv. Also ist es eben verboten.
Abhilfe vom alltäglichen Ärger soll nicht etwa die Änderung der Arbeitsumstände schaffen, sondern vielmehr der Umgang mit dem persönlichen Ärger durch Antiärgertrainings und wahrscheinlich auch durch allmorgendliche Lächelübungen.
Stellen Sie sich vor, Sie würden sich nie mehr über irgendetwas ärgern. Wie hoch wäre der Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität für Sie? Wie gut würden Sie sich fühlen, wenn kein Ereignis und kein Mensch mehr die Macht hätte, Ihr Wohlbefinden negativ zu beeinflussen? Es ist einfach. Ich hoffe, dass die Geschichten auf diesen Seiten Ihnen helfen werden sich daran zu erinnern, dass Sie selber bestimmen, ob, über was und wen und wie lange Sie sich künftig ärgern wollen. Ohne Ärgern ist das Leben 1000 Mal schöner. Nutzwerk GmbH Leipzig Als ich gestern Abend im TV darauf aufmerksam geworden bin, hab ich mich geärgert. Ärgern kann nerven, ja. Aber gleich abtrainieren? Ich musste sofort an Barbara Cruikshanks Untersuchungen zum Empowerment denken. Diese beschreibt sehr eingehend, wie gesellschaftliche Mißstände in die Verantwortung der Individuen gelegt werden, um so politisch-gesellschaftliche Ursachen auszublenden. Die Individuen sollen sich durch sozialpädagogische Maßnahmen empowern, um eben damit umgehen zu können. Und dies ist nur eine von vielen neoliberalen Umdeutungsstrategien.

In Leipzig geht es nun um ein Um/Abtrainieren des Ärgers, also eines (unerwünschten) Teils der Persönlichkeit. Ähnlich funktioniert auch das Anti-Aggressivitätsträining, das Susanne Krasmann in der Gouvernementalität der Gegenwart analysiert. Dahinter steckt meines Erachtens ein behavioristisches Lernmodell, das die Angestellten für jedes Lächeln belohnt und für jedes Meckern, nun ja, rausschmeißt. Gibt ja genug Leute, die Arbeit suchen und lächeln wollen.

aber eigentlich auch nix neues,... Die Schulen in Deutschland - vor allem in Bayern- sind hochselektiv. Schülerinnen aus sozial schwachen Haushalten bleiben dabei auf der Strecke.
Auf der einen Seite ist Selektion doch auch die Funktion von kapitalistischen Staaten, nur dieser Punkt scheint mir seltener diskutiert zu werden. Denn aus dieser Perspektive läuft es ja quasi optimal, oder?
Auf der anderen Seite kann ich nicht verstehen, wie Vokabeln wie zum Beispiel Wissensgesellschaft proklamiert und gleichzeitig immer weniger finanzielle Mittel für Bildungseinrichtungen bereit gestellt werden.
Die FR hat schon recht, wenn sie meint: Während die Pisa-Siegerländer es schaffen, auch leistungsschwache Schüler zu guten schulischen Abschlüssen zu führen, bleibt dieses Bildungspotenzial in Deutschland ungenutzt. Genau daran lässt sich eine weitere Kennziffer ablesen, die bei Pisa nicht getestet wurde: Die Wertschätzung von Bildung in einer Industrienation.
Frankfurter Rundschau, Irle, Katja: Kommentar: PISA-Studie: Ungenutztes Potenzial
Die Wertschätzung von Bildung in den Industrienationen, na das wär doch auch mal ein wirklich interessantes Forschungsthema.

Zur Zeit beschäftige ich mich mit dem Verfassens eines Exposes. Allerdings finde ich es sehr schwierig, abzuschätzen, wie dies genau auszusehen hat. Natürlich gibt es einige Tipps und Tricks im Netz, aber die Unsicherheit bleibt.
Ende Oktober ist Bewerbungsschluss bei der Rosa Luxemburg Stiftung. Wäre unglaublich schön, wenn das klappen würde. Hat jemand Erfahrungen im Schreiben von Exposes für Stiftungen? Gibt es Besonderheiten, auf die ich achten sollte?

 

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