Philippblau

Auzüge aus der (Diplom)Arbeit:

Aus der Ausrichtung des Arbeitnehmers auf das Selbst resultiert ein neues Ausbeutungsverhältnis. Der passive Arbeiter unterstand noch der direkten Kontrolle und Macht des Vorgesetzten, der die Möglichkeit hatte, unmittelbar über ihn zu verfügen, diese Form der Ausbeutung tendiert heute zur Selbstausbeutung, da die direkte Einflussnahme durch den Chef entfällt. Entscheidungsträger sind nicht mehr eindeutig identifizierbar und der Arbeitnehmer muss das Unternehmen dem Kunden gegenüber eigenständig repräsentieren. Der Selbstunternehmer agiert somit unter erheblichem Erwartungsdruck, da ihm zwar die Verantwortung, aber keine klaren Handlungsanweisungen übergeben werden. (vgl. Langemeyer)

Daraus folgt, dass es dem Arbeitnehmer nur schwerlich möglich ist, sich Grenzen der eigenen Arbeit zu setzen, da diese, wie seine eigene Persönlichkeit prinzipiell optimierbar bleibt.
Das Modell des flexiblen Selbstunternehmers bleibt jedoch nicht auf den Arbeitsmarkt beschränkt, sondern wird als zu verwirklichender Lebensstil angepriesen.

„Aus diesem Grund greift die Selbstverwaltung des individuellen Humankapitals auch weit über das Berufsleben hinaus und kennt weder Feierabend noch Privatsphäre.“
Ulrich Bröckling. Gouvernementalität der Gegenwart 2000. S. 155

Kaum amüsiert man sich über die Kunden der Polizei, schon wird man selbst zur Kundin. Und noch dazu zur unfreiwilligen.
Meinem -wohlgemerkt- 14 Jahre alten Peugot wurde Donnerstag die Beifahrerscheibe eingeschlagen. Anwohner informierten die Polizei, da es ja regnete.

Die Polizei verständigte dann nach eigener Angabe abends denn Abschleppdienst, der das Auto nach eigener Angabe nachts auf seinen Hof brachte.

Ich wurde weder abends noch nachts informiert. Aber am nächsten Tag. Vom emotionalen Schock möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen, vom finanziellen Schock allerdings schon. 85 € bitte! Bitte?
Was hab ich denn gemacht? Der Peugot ist ohne mein Wissen und gegen meinen Willen abgeschleppt, Moe würde wahrscheinlich sagen: entführt worden.

Zumindest versteh ich nicht, warum die Polizei den Halter des Fahrzeugs nicht verständigt, bevor sie es abschleppen lässt. Was ist denn das für ein Service?

Aber es ist ja nur Geld. Von der neuen hübschen Scheibe ganz zu schweigen.

aufwaerts

sind in Innenstädten nicht zu ertragen. Elementarste Höflichkeitsfloskeln, wie "Entschuldigung" oder "Darf ich hier gerade mal vorbei?" scheinen nur bei strahlendem Sonnenschein, wenn alle so oder so gute Laune haben, zu funktionieren.
Auch die Lächel-Taktik - Lächle die Menschen an, die lächeln zurück - hat heute versagt.
Gut, gegen Ende waren meine Mundwinkel auch eher verbissen nach unten gezogen. Aber jetzt bin ich ja zu Hause. Und da bleib ich auch. Zumindestens bis morgen.

In der Wikipedia gibts einen ziemlich ausführlichen Artikel zum
Neoliberalismus, der einen schnellen Überblick zu dem Thema ermöglicht.

In Zeiten, in denen aus Studenten und Bildungsinteressenten durch Konzepte wie Bildungsgutscheine oder durch Guthabensgesetze "Kunden" gemacht werden, schreckt auch die Polizei vor nichts zurück.

Im Pilotprojekt Kundenbefragung bei der Polizei evaluieren die Polizeiinspektion Osnabrück mit Hilfe der Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität die Kundenzufriedenheit ihrer Kunden.

Kunden?

... soll der Begriff [Kunde] hier benutzt werden, um BürgerInnen zu kennzeichnen, die mit der Polizei in Kontakt standen oder stehen - unabhängig davon, ob sie die "Dienste" der Polizei freiwillig oder unfreiwillig in Anspruch genommen haben.
S. 45

Es zeigen sich folgende Gruppen von PolizeikundInnen
1. Geschädigte / Opfer von Straftaten
2. AnzeigeerstatterIn / HinweisgeberIn / Zeugin
3. Beschuldigte/r / Verdächtige/r in einer Straftat
4. Unfallbeteiligte
5. Betroffene
6. Notruf
7. ServicekundInnen
S. 64

Ich weiß echt nicht mehr, was ich davon noch halten soll...
Muss man als Kunde nicht in einem "freiwilligen" Konsumverhältnis stehen?
Ist die Omma, der die Handtasche geklaut wird auch die Kundin des Taschendiebs? Selber Schuld ist sie allemal, warum nicht auch gleich Kundin?
Verkehrte Welt.

Der gemeine Ölradiator wird in der Steckdose eingesteckt, das Öl darin wird heiß und schon wirds kuschelig warm.

Das mit dem Mohnkopf kann ich mir allerdings bis heute nicht erklären.

Nach den Einsparungen von Stellen und Sachmitteln ergibt sich zu Beginn des Semesters am Institut für Erziehungswissenschaften in Giessen (und nicht nur da!) ein zu erwartendes Bild.

Uni
Die Situation ist natürlich nicht neu, sie wird verschärft. Jetzt betrifft es allerdings eher "Kunden" als Studierende.

Wieviele Leute googeln eigentlich nach dem FrühlingsGedicht von Eduart Mörike und landen dann hier?

Spiegel

 

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