In Leipzig gibt es seit geraumer Zeit eine Firma, deren Chefin beschlossen hat, Ärgern und Jammern schlichtweg zu verbieten. Das schaffe nur Frust und der ist ja bekanntlich unproduktiv. Also ist es eben verboten.
Abhilfe vom alltäglichen Ärger soll nicht etwa die Änderung der Arbeitsumstände schaffen, sondern vielmehr der Umgang mit dem persönlichen Ärger durch Antiärgertrainings und wahrscheinlich auch durch allmorgendliche Lächelübungen.
Stellen Sie sich vor, Sie würden sich nie mehr über irgendetwas ärgern. Wie hoch wäre der Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität für Sie? Wie gut würden Sie sich fühlen, wenn kein Ereignis und kein Mensch mehr die Macht hätte, Ihr Wohlbefinden negativ zu beeinflussen? Es ist einfach. Ich hoffe, dass die Geschichten auf diesen Seiten Ihnen helfen werden sich daran zu erinnern, dass Sie selber bestimmen, ob, über was und wen und wie lange Sie sich künftig ärgern wollen. Ohne Ärgern ist das Leben 1000 Mal schöner. Nutzwerk GmbH Leipzig Als ich gestern Abend im TV darauf aufmerksam geworden bin, hab ich mich geärgert. Ärgern kann nerven, ja. Aber gleich abtrainieren? Ich musste sofort an Barbara Cruikshanks Untersuchungen zum Empowerment denken. Diese beschreibt sehr eingehend, wie gesellschaftliche Mißstände in die Verantwortung der Individuen gelegt werden, um so politisch-gesellschaftliche Ursachen auszublenden. Die Individuen sollen sich durch sozialpädagogische Maßnahmen empowern, um eben damit umgehen zu können. Und dies ist nur eine von vielen neoliberalen Umdeutungsstrategien.

In Leipzig geht es nun um ein Um/Abtrainieren des Ärgers, also eines (unerwünschten) Teils der Persönlichkeit. Ähnlich funktioniert auch das Anti-Aggressivitätsträining, das Susanne Krasmann in der Gouvernementalität der Gegenwart analysiert. Dahinter steckt meines Erachtens ein behavioristisches Lernmodell, das die Angestellten für jedes Lächeln belohnt und für jedes Meckern, nun ja, rausschmeißt. Gibt ja genug Leute, die Arbeit suchen und lächeln wollen.

Was ist nadir?
Das nadir infosystem bietet unterschiedlichen Strömungen und Bewegungen der Linken eine Plattform im Netz.
Es ist mit der virtuellen Version eines Infoladens vergleichbar: Es stellt Email (Postfächer) und Newsgroups (Informations- und Diskussionsaustausch) bereit, verschickt Mailinglisten (Rundbriefe), füttert ein digitales Infosystem (Archiv, Aktuelles, Adressliste etc.), das Ganze ist in einer Domain namens nadir.org untergebracht (die Räume des Infoladens).
nadir.org
Bei der Suche nach einer angemessenen englischen Übersetzung für "Herrschaftstechnologien" bin ich über einige Umwege bei nadir gelandet. Die Antwort auf meine Frage hab ich da zwar nicht gefunden, da ich sie beim stöbern im infosystem schon wieder vergessen hatte, aber dafür einige interessante Texte im archiv...

Das "Bündnis gegen Rechts" Gießen ruft zum Mahngang und zum Gedenken an die Opfer der Pogrome und des Nationalsozialismus am 9.11.2005 auf. Gestartet wird gegen 18.00 am Berliner Platz.
Aufruf
8-10. November 1938: Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland
Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland Am Morgen des 10. November 1938 wurden in Gießen, wie in vielen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland, Synagogen, jüdische Geschäfte und Häuser von Nazis und ihren Anhängern niedergebrannt. Menschen wurden geschlagen, gejagt und ermordet. Die Bevölkerung sah weg oder klatschte Beifall und beteiligte sich an den Pogromen. Dieses dreitägige Pogrom, das von den Nazis zynisch Reichskristallnacht genannt wurde, war ein wichtiger Schritt zur Festigung der Macht der Faschisten. Die von den Nazis von langer Hand vorbereitete Aktion hatte zwei Ziele. Die ökonomische Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung und die Einschüchterung von möglicher Opposition.

Da Widerstand gegen dieses verbrecherische Vorgehen ausblieb, erwies sich dieses Pogrom als ein wesentlicher Schritt zur Festigung der faschistischen Diktatur. Es folgte der 2. Weltkrieg mit über 50 Millionen Toten und der Holocaust, die industrielle Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas, dem schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Nach der Befreiung der Welt vom deutschen Faschismus durch die Truppen der Anti-Hitler-Koalition galt unter AntifaschistInnen die Forderung: "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg". Heute, 60 Jahre später vergeht kaum eine Woche, in der es nicht zu Neonaziaufmärschen kommt, jüdische Friedhöfe geschändet werden und Menschen ohne deutschen Pass und/oder weißer Hautfarbe angegriffen oder ermordet. So wurden seit 1990 mehr als 130 Menschen, die nicht in das menschenverachtende Weltbild der Neonazis passen von diesen ermordet. Auch in Mittelhessen haben die Aktivitäten der Neonazis zugenommen. In Gladenbach und Marburg demonstrierten militante Neonazis. In Gießen dient die studentische Burschenschaft Dresdensia-Rugia (DR) als NPD-Kaderschmiede. Spätestens seit der "Bombenholocaust"-Rede von dem NPDler und DR-Mitglied Jürgen Gansel im sächsischen Landtag und dem Bekanntwerden der Aktivitäten von mindestens zwei weiteren ‚Dresdensen’ für die NPD-Landtagsfraktion ist die bundesweite Bedeutung der DR für die rechtsextreme Szene deutlich geworden.

Rassismus, Antisemitismus und MigrantInnenfeindlichkeit sind nicht nur ein Phänomen der extremen Rechten, sondern kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Als vermeintlich Schuldige für zunehmende Kriminalität und Sozialabbau werden Flüchtlinge und andere Minderheiten hingestellt. Seit einigen Jahren werden die Deutschen innerhalb eines großen Teils aktueller Geschichtsaufarbeitung zu den eigentlichen Opfern von Faschismus und Zweiten Weltkrieg stilisiert. Ob im Bombenkrieg oder durch Flucht und "Vertreibung": gelitten hätten auch – und vor allem – die Deutschen, so lautet die Botschaft zahlloser Publikationen, Fernsehdokumentationen und Politikerreden. Die aktuelle Umwidmung des kriegsverherrlichenden und NS-Verbrechen relativierenden Greif-Denkmals, durch den Magistrat der Stadt Giessen (aus CDU, FWG und FDP), in eine Erinnerungsstätte "gegen Gewaltherrschaft, Krieg, Völkermord und Vertreibung" ist ein regionales Beispiel jener Umdeutung deutscher Geschichte.

Wir rufen auf am 9. November 2005 auf die Straße zu gehen. Wir wollen den Opfern der Pogrome und des Holocaust gedenken und unsere Stimme gegen Neofaschismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit erheben.
Mahngang und Demonstration 09.11.05 ab 18 Uhr
Berliner Platz Giessen
V.i.S.d.P.: Bündnis gegen Rechts Giessen
via demokratische linke

Beim Stöbern im opac hab ich mal wieder was interessantes gefunden, dass ich hier nicht vorenthalten möchte. Die 2005 erschienene Dissertation von Kirsten Toepffer-Wenzel "E-Watch und Controltainment : Zur Kriminologie der Kontrollkultur" bezieht sich auf der einen Seite auf die Implementation digitaler und privatisierter Kontrolltechnologien. Die Vergesellschaft in einer solchen Umwelt produziert nicht nur die "Unternehmer ihrer Selbst", sondern vielmehr "Kontrolleure ihrer Selbst" die eine zentralistische Kontrolle des Staates unnötig machen.
Die Möglichkeiten, die sich durch E-Watch ergeben werden von Controltainmentstrategien, wie zum Beispiel "Big brother" genutzt. Und kehrt die Kontrolle in ein Verhältnis der permanenten Selbstdarstellung um.

Irgendwer bzw. irgendwas ließ mich über icq heute folgendes wissen:
Hello Lia. Have you heard about that the antidote for the AVIAN FLU (Bird flu), call TAMIFLU, that is the ONLY antidote against THE FLU? I know a place where evrybody can buy it.. Do you wanner know where?
Nö, will ich nicht, wobei ich schon gern wissen würde, was man mir da verkaufen will...

... waren ja irgendwie zu erwarten. Auch die Richtung war klar. Aber mit manchen zukünftigen Regelungen schießen sie echt mal wieder der Vogel ab.
Arbeitslosen, die in eheähnlichen Gemeinschaften unter einem Dach wohnen, soll zudem die Argumentation erschwert werden, dass die Beziehung gar nicht mehr besteht. Sie müssen nach den Vorstellungen der möglichen Koalitionspartner künftig dafür die Beweislast tragen. Hintergrund ist eine Regelung in den Hartz-IV-Gesetzen, wonach Partner einer eheähnlichen Gemeinschaft zunächst einmal für einander einstehen müssen, ehe sie Arbeitslosengeld II erhalten können.Tagesschau Beweislast für zerbrochene Beziehungen... Hallo? Eheänliche Gemeinschaften haben demnach auf der Ebene der Pflichten ähnliche Ausprägungen wie verheiratete Paare, was die finanzielle Situation betrifft. Ich nehme stark an, das trifft nicht auf die Ebene der Rechte zu, oder? Gibt es steuerliche Vergünstigungen oder ähnliches für eheänliche Gemeinschaften und wer definiert, was eine solche Gemeinschaft ist? Gibt es da Richtlinien, etwa wie: zusammen wohnen und länger als X Tage/Monate/Wochen ein Paar sein?

aber eigentlich auch nix neues,... Die Schulen in Deutschland - vor allem in Bayern- sind hochselektiv. Schülerinnen aus sozial schwachen Haushalten bleiben dabei auf der Strecke.
Auf der einen Seite ist Selektion doch auch die Funktion von kapitalistischen Staaten, nur dieser Punkt scheint mir seltener diskutiert zu werden. Denn aus dieser Perspektive läuft es ja quasi optimal, oder?
Auf der anderen Seite kann ich nicht verstehen, wie Vokabeln wie zum Beispiel Wissensgesellschaft proklamiert und gleichzeitig immer weniger finanzielle Mittel für Bildungseinrichtungen bereit gestellt werden.
Die FR hat schon recht, wenn sie meint: Während die Pisa-Siegerländer es schaffen, auch leistungsschwache Schüler zu guten schulischen Abschlüssen zu führen, bleibt dieses Bildungspotenzial in Deutschland ungenutzt. Genau daran lässt sich eine weitere Kennziffer ablesen, die bei Pisa nicht getestet wurde: Die Wertschätzung von Bildung in einer Industrienation.
Frankfurter Rundschau, Irle, Katja: Kommentar: PISA-Studie: Ungenutztes Potenzial
Die Wertschätzung von Bildung in den Industrienationen, na das wär doch auch mal ein wirklich interessantes Forschungsthema.

Mike hat mich heute per icq auf die sehr witzige Satire und Nonsen Enzyklopädie Stupededia hingewiesen....
Nur mal ein Beispiel:
Deutschland: Politik

Durch die bewegte Geschichte Deutschlands, ist Politik ein Tabuthema. Ungefähr 98% der Bevölkerung wissen deshalb gar nicht welche Partei sie wählen. Die anderen 7% die es wissen, kommen aus Sachsen und sind Braun (im übertragenen Sinne). Bei den letzten Wahlen gewann zwar Alexander, aber schon im Vorherein war klar, dass nur Dieter Bohlen Bundeskanzler werden konnte der durch Robert Suhr gestürzt wurde. Sein ärgster Verfolger, Thomas Gottschalk verpasste die Wahl, als er Harfe zupfte und Gold(löckchen)bären aß.

In Deutschland ist seit einigen Jahren ein sehr soziales Regime and der Macht. Sozial deshalb, weil die Regierung darauf achtet, dass stets Solidarität herrscht und keine soziale Schicht über zu wenige Mitglieder verfügt. Sie hat sich mit großer Anstrengung und der Unterstützung der berüchtigten Koryphäe Prof. Dr. Hartz dafür eingesetzt, die Schicht der Arbeitslosen zu vergrößern.

Bayern gehört auch zu Deutschland, ist aber ganz anders. Dort herrscht König Edmund Stoiber mit der von Gott verliehenen Macht der CSU in der Hauptstadt Monaco (Muenchen). Deutschland, Stupidedia
Das nenn ich mal ein unterhaltsames Pendant zur guten alten Wikipedia.

Die Müncher Zeitschrift der Widerspruch verfügt über eine Online Ausgabe, in der sie einige Artikel, die nicht in der Printversion enthalten sind, veröffentlicht:
Willkommen zur Online-Ausgabe des WIDERSPRUCH

In diesem Bereich werden Artikel und Rezensionen veröffentlicht, die in den Druckausgaben aus Platz- oder Zeitgründen nicht berücksichtigt werden konnten, die Redaktion jedoch für sehr veröffentlichungs- und lesenswert hält.

Zudem werden hier Artikel und Rezensionen angeboten, die aus thematischen Gründen nicht in die Printausgaben aufgenommen werden konnten oder die sich besonders für eine Veröffentlichung im Internet eignen. Widerspruch
Weiterhin gibt es einige ausgewählte Artikel, die auch online abrufbar sind. Also: lesen!

Am 18. 11 findet die Tagung "MachtWissenMacht -
Michel Foucaults Analytik der Macht und die Soziale Arbeit" in Treysa statt. Zugegen sein werden unter anderem Marianne Pieper und Fabian Kessel.
Über das gesamte Spektrum der Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften hinweg haben mittlerweile Foucaultsche Kategorien wie „Archäologie“, „Genealogie“, „Diskurs“, „Dispositiv“, „Gouvernementalität“ etc. (wenn auch manchmal in banalisierter Form) Eingang in den Kanon wissenschaftlicher Analyseinstrumente gefunden
– mit Ausnahme der Sozialen Arbeit. Innerhalb der Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit ist er, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
eine Randfigur geblieben, und das, obwohl mit seinen Untersuchungen zur Psychiatrie und Medizin, zum Strafvollzug, zu Kriminalität und Sexualität und den damit verbundenen Fragen der Normalität
und Abweichung, der Integration und Ausschließung eine besondere thematische Nähe zur Sozialen Arbeit gegeben ist. Denn Foucaults geradezu detailversessenen Untersuchungen wissensbasierter
Machtpraktiken machen einen Bereich zum Gegenstand der Analyse, der unmittelbar auf die Alltagspraxis der „helfenden Professionen“
und damit auch der Sozialen Arbeit zielt.
Vor diesem Hintergrund ist es Ziel der Tagung, das aufklärerische Potential der Foucaultschen Machtanalytik für eine kritische Theorie und Praxis Sozialer Arbeit zu erschließen und in einen Zusammenhang
mit aktuellen Diskussionen zur sozialen Ausschließung zu stellen
Tagungsprogramm und Anfahrtskizze gibts hier.

Wie die britische Boulevardzeitung "The Sun" berichtet, soll es schon in 15 Jahren möglich sein, MP3-Player in Silikonbrüste zu implantieren. msn tomorrow Na denn.

 

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