Assheuer beginnt seinen - unbedingt lesenswerten - Artikel mit der Feststellung, dass sich die Funktion des Intelektuellen gewandelt habe. Früher sei es geradezu ihre Aufgabe gewesen, Utopien von gerechteren Gesellschaften zu entwickeln. Heute gäbe es seitens "der Intelektuellen" kaum noch utopische Vorstellungen einer besseren Weltordnung. Einer der Gründe liege in der veränderten Zeitstruktur, so Assheuer:
Es gibt noch andere Gründe für die Entpolitisierung der Intellektuellen und die Erschöpfung ihrer Fantasie. So hat sich, und zwar fundamental, das Zeitbewusstsein unserer Gegenwart verändert. Während in früheren Zeiten soziale Utopien über den Stillstand der Verhältnisse und einen eklatanten Mangel an Zukunft klagten, so verhält es sich heute genau umgekehrt: Von der Zukunft gibt es zu viel. Unaufhaltsam bedrängt sie die Gegenwart, nimmt gar von ihr Besitz und lässt die Grenze zwischen heute und morgen verschwimmen.
Thomas Assheuer: Wer hat Angst vor der Utopie? In: Die Zeit 50/2002Ich denke hier nur an die Operation sichere Zukunft.
Durch neoliberale Entwicklungen, Globalisierung kompromisslose Marktbereitschaft würden immer mehr Theoretikerinnen nur noch die Gegenwart kommentieren, anstatt die Zukunft neu zu erfinden. Und das sei, so Assheuer auch verständlich:
All das sind Provokationen für den nachutopischen Intellektuellen, dessen politische Fantasie nicht ohne Grund vor dem Un-Denkbaren verzagt. Denn er hat ja Recht, wenn er auf die ungeheure Komplexität der Weltgesellschaft verweist. Er hat Recht, wenn er zeigt, dass globale Lösungen oft neues Leid und neue Missachtung erzeugen.
ebd.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass Utopien zumindest Hoffnung auf Veränderungen bringen können, auch wenn mir beim besten Willen keine einfällt. Wenn man sich noch nicht einmal eine "bessere Zeit" vorstellen kann, wie soll sie sich dann verändern?
Es gibt noch andere Gründe für die Entpolitisierung der Intellektuellen und die Erschöpfung ihrer Fantasie. So hat sich, und zwar fundamental, das Zeitbewusstsein unserer Gegenwart verändert. Während in früheren Zeiten soziale Utopien über den Stillstand der Verhältnisse und einen eklatanten Mangel an Zukunft klagten, so verhält es sich heute genau umgekehrt: Von der Zukunft gibt es zu viel. Unaufhaltsam bedrängt sie die Gegenwart, nimmt gar von ihr Besitz und lässt die Grenze zwischen heute und morgen verschwimmen.
Thomas Assheuer: Wer hat Angst vor der Utopie? In: Die Zeit 50/2002Ich denke hier nur an die Operation sichere Zukunft.
Durch neoliberale Entwicklungen, Globalisierung kompromisslose Marktbereitschaft würden immer mehr Theoretikerinnen nur noch die Gegenwart kommentieren, anstatt die Zukunft neu zu erfinden. Und das sei, so Assheuer auch verständlich:
All das sind Provokationen für den nachutopischen Intellektuellen, dessen politische Fantasie nicht ohne Grund vor dem Un-Denkbaren verzagt. Denn er hat ja Recht, wenn er auf die ungeheure Komplexität der Weltgesellschaft verweist. Er hat Recht, wenn er zeigt, dass globale Lösungen oft neues Leid und neue Missachtung erzeugen.
ebd.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass Utopien zumindest Hoffnung auf Veränderungen bringen können, auch wenn mir beim besten Willen keine einfällt. Wenn man sich noch nicht einmal eine "bessere Zeit" vorstellen kann, wie soll sie sich dann verändern?
Lia - am 28. Oktober 2004, 20:09 - Rubrik: governing thoughts
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dejavu meinte am 31. Okt, 21:51:
Die Ämter
verändern die Charaktere -das ist das empirische Gegenbild zu Dutschkes Marsch durch die
Institutionen. Der findet als Anpassung statt.
Die Utopien gibts nach wie vor. Nur Thomas Morus als
altes Beispiel, das friedvolle Familienleben als 80, 90 Prozent-
Zustimmungswert der Bevölkerung.
Alltag und Utopien klaffen weiter auseinander, als früher,
das könnte sich mit mehr Nachdenkzeit / Entschleunigung /
ändern...
Lia antwortete am 31. Okt, 22:22:
Vielleicht
ist ja die Idee der "Entschleunigung" schon eine selbst eine Utopie.
dejavu antwortete am 31. Okt, 23:50:
Nein
wenn wir uns alle selbst ein bißchen nur verlangsamten,wäre sie Wirklichkeit.