Ich bereite mich zur Zeit auf meine abschließenden Prüfungen vor, und so kam es, dass eines meiner Prüfungsthemen die "Geschichte der Kindheit" ist. Dazu habe ich den Aries, den Anstoßpunkt der Forschungstradition gelesen. Währendessen sind mir immer wieder Phrasen negaiv aufgestoßen, in denen Aries die rohen mittelalterlichen Zustände mit den heutigen (das Buch erschien 1960) arabischen Gesellschaften vergleicht:

Wir haben es hier mit derselben Reizbarkeit zu tun, die die arabischen Massen bis in die heutige Zeit bewahrt haben und die einen harmlosen Vorfall leicht in Plünderungen und Massaker ausarten lässt,; es fällt uns mittlerweile immer schwerer, uns diese Mentalität vorzustellen.
Philippe Aries: Geschichte der Kindheit. S. 442
Solche pauschal-stereotype Passagen finden sich an einigen Stellen des Buches.

Umso mehr überraschte mich dann die Tatsache, dass eben dieser Aries Foucaults Dissertation Wahnsinn und Gesellschaft veröffentlichte.
Beide Theoretiker scheinen ähnliche Konzeptionen von Geschichtsschreibung zu haben. Sie setzen sich beide sehr intensiv mit ihren Materialien auseinander. Insofern sollen sich beide aus theoretischer Perspektive auch zu Lebzeiten geschätzt haben.

Allerdings sind nach der Foucault-Biographie von Didier Eribon die menschlichen und politischen Gegensätze der Geschichtsschreiber eindeutig:

Sie stehen zueinander wie Tag und Nacht, wie der Teufel und der liebe Gott. Aries ist katholisch, integristisch und war lange Monarchist, und er hat immer Ideen der Rechten vertreten, um nicht zu sagen der extremen Rechten.
Didier Eribon: Michel Foucault. 1999, S. 172

Interessante Verbindung jedenfalls.

 

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