Lesen!

Es ist wieder mal ein neuer Text von Benjamin von Stuckrad-Barre erschienen. Diesmal handelt es sich um eine zeit-dokumentarische-Google Liste. Die Abbildung des Wissens im Internet , eine Auswahl auf Hard-Copy.
"Was ist alles bequem vom Rechner zu Haus aus machbar?" Fragen wie diese beantwortet Benjamin von Stuckrad-Barre in seinem neuen Buch auf knapp 250 Seiten in Form seitenlanger Listen von Fundstücken aus dem Internet. So versammelt die Eingangsfrage beispielsweise Einträge wie: "Tankstellen-Preise vergleichen. - Absolut superglückliche Kundin der Volksbank sein, ohne Gebühren zahlen zu müssen. - Einzelne Songs und ganze Alben vorhören und direkt kaufen. - Die Unterrichtseinheit ‚Die Honigbiene' vorbereiten." Das Sammelsurium mehr oder weniger skurrilen Treibguts aus dem Datenmeer sortiert Stuckrad-Barre in über 100 Listen, geordnet in 12 an klassische Zeitungsressorts erinnernden Kategorien wie Gesellschaft, Sport, Mode und Reise. Als Suchbefehl der Listenbildung dient jeweils eine Redewendung, eine Alltagsphrase. Die radikal egalisierende Wirkung dieses Verfahrens bringt teilweise durchaus komische Effekte absurden Nebeneinanders hervor. Die Ordnung der Phrase kennt keinen Unterschied zwischen Theodor W. Adorno, der Radarfalle am Elzer Berg und dem "rund 30 Jahre alten Schimmel Quando vom Reiterhof Gläserkoppel" - alle finden ihren Eintrag unter dem Titel: "Was ist bekannt wie ein bunter Hund?"Tagesspiegel
Ich hab noch nicht reingeschaut, aber die Idee finde ich ziemlich gut, auch wenn es weniger verspricht eine spannende Lektüre zu sein, so ist es eher die Abbildung, die ich interessant finde. Und irgendwie muss ich ständig an den "großen Archivar" denken, obwohl der damit nicht allzu viel zu tun hat, glaub ich ...

des gerade erschinenen Textes von Ansgar Zerfaß und Dietrich Boelter: Die neuen Meinungsmacher. Weblogs als Herausforderung für Kampagnen, Marketing, PR und Medien ist online. Hier geht es vor allem um coporate Blogs und um das Verhältnis von Journalismus und Blogs.
Von Meinungsmachern und Kritikern zu unterscheiden sind Blogger, die im Kommunikationsprozess vorrangig als Multiplikatoren wirken, beispielsweise weil sie ein reichweitenstarkes Weblog betreiben oder in bestimmten Fachöffentlichkeiten ein hohes Renommee genießen. Sie spielen eine ähnliche Rolle wie Journalisten in der klassischen Pressearbeit. Als indirekte Zielgruppen werden sie nur deshalb angesprochen, weil sie bei der Vermittlung von Botschaften an strategisch relevante Bezugsgruppen eine wichtige Rolle spielen. Allerdings unterscheidet sich die Funktion, Ausbildung und Motivation der Blogger grundlegend von der herkömmlicher Journalisten. Zerfaß/Boelter 2005

How Democratic is E-Government? Public Knowledge Management and Governmentality in Europe

Der Diskurs über E-Government ist vorwiegend von technokratischen und ökonomischen Überlegungen beherrscht. Über Schlagworte wie „Demokratisierung“, „Offenheit" und „Transparenz“ verspricht er gleichzeitig demokratiepolitische Erneuerung. Aber mit welchen politischen Modellen ist dieses Versprechen verknüpft? Welche Rolle spielen die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger? Welche Steuerungsmechanismen und welche „Regierungsmentalität“ sind mit E Government verbunden?

Das Projekt zielt darauf ab, die sozialen Voraussetzungen und Folgen elektronischen Regierens sowie die Perspektiven demokratischen Handelns zu analysieren, in enger Kooperation mit online-Initiativen österreichischer Bürgerinnen und Bürger.

Das Projekt der Fachhochschule Burgenland in Österreich hört sich sehr interessant an. Beteiligt ist unter anderen Christoph Engemann, der bereits im "Glossar der Gegenwart" einen Beitrag zum e-Government verfasst hat.

Mal zwei kleine auf die Schnelle:

Ines Langemeyer (2000) Hyperlink zur Subjektivität Fallanalysen zur Subjektivierung von Arbeit

Ines Langemeyer (2002): Zur Kritik des Gouvernementalitätsansatzes

Unternehmerisch sein ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unproduktivität. Unprodukttivität ist das Unvermögen, sich seines menschlichen Kapitals ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unproduktivität, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel an Humankapital, sondern am Mangel an Entschlossenheit und Mut liegt, sich seines Humankapitals ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Wage es, das Selbst zu mobilisieren! Habe den Mut, dich deines eigenen Kapitals zu bedienen! ist also der Wahlspruch des Unternehmertums.
J. Masschelein & M. Simons (2005): Globale Immunität. Eine kleine Kartographie des europäischen Bildungsraums. S. 84/85)
Herrlich, oder? Ich hab jedenfalls laut gelacht, als ich diese Passage gelesen habe. Insgesamt greift das Büchlein Annahmen der Governmentality Studies über Selbstunternehmertum, Humankapital und Communitybildung leicht verständlich auf und bietet sich für den Einstieg in die Problematik der "Regierung von Bildung" an.

Bei meiner erwähnten Gouvernementalitätsrecherche bin ich auf die Online-Version der österreichischen Zeitschrift malmoe gestoßen.
Unter den Rubriken "alltag", "regieren", "widersrechen" etc. finden sich viele interessante Artikel, die sich kritisch mit der zeitgenössischen neoliberalen Kultur auseinandersetzen.
Lesenswert!

Gott bestimmt die Welt lediglich durch allgemeine, unwandelbare, universelle, einfache, verständliche Gesetze, was heißt das? Das heißt, daß Gott sie nicht regiert. Er regiert sie nicht auf pastorale Weise. Er herrscht souverän über die Welt durch Prinzipien.
Foucault (2005): Die Geschichte der Gouvernementalität. Bd. 1 9. Vorlesung vom 8. März 1978, S. 341
Hm, ob Gott Machiavelli gelesen hat?

Zur Zeit lese ich grade einen sehr guten Einführungsband zu Theorien sozialer Ungleichheit von Nicole Burzan.
Marx Klassenmodell, das Schichtenmodell Geigers und Webers "Klassen und Stände" werden - neben neueren Ansätzen - leicht verständlich - eben einführend - erklärt.
In jedem Fall sehr interessant und empfelenswert!

Den Autoren stehen verschiedene soziale und technische Möglichkeiten des Identitätsmanagements zur Verfügung indem Inhalt und Gestaltung des Weblogs im Belieben des Einzelnen stehen, wenn auch - je nach Kontext des Weblogs - übergeordnete Regeln und Vorgaben zum Tragen kommen können.
(Jan Schmidt, Praktiken des Bloggens, 2005, S. 44)

Neben diesen übergeordneten Regeln kommt noch der indirekte Einfluss der Leserschaft auf die Gestaltung von Weblogbeiträgen hinzu. So kann die Annahme bestimmter Leser oder die Vorstellung einer unbestimmten Leserschaft die Veröffentlichung und Verarbeitung der Inhalte mit prägen.

Die Bundeszentrale für Politische Bildung befasst sich auch mit Themen der Medienpädagogik, und stellt -wie ich finde- sehr interessante Fragen, die mich gerade auch beschäftigen und faszinieren, besonders, wenn es um die Frage nach dem demokratischen Potential des Internets geht:
Reden wir soviel über das Internet, weil wir es so wenig beherrschen? Was wissen wir schon über die Zukunft des Internet und darüber, wie es unsere Gesellschaft verändern wird? Wer beherrscht das Internet wirklich? Die Nutzer? Die Content-Anbieter? Techniker und Programmierer? Oder die CEOs und Visionäre der großen Internet-Konzerne? Ist das Internet demokratischer als andere Medien? Und wem gehört es? Bringt es die Menschen näher zusammen oder entsteht da wieder eine geteilte Welt? Geteilt in Wissensarme, die sich unreflektiert in virtuellen Welten verlieren und eine privilegierte Elite, die gelernt hat mit Information, mit Wissen, mit Medien umzugehen?
Medienpädagogik-online

Weiterhin bieten sie auf ihrer Seite Bücher, die sich mit der Thematik auseinandersetzen, im Volltext an.

 

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