Bei der Tagung :"WEBLOGS, PODCASTING & VIDEOJOURNALISMUS::
Neue Medien zwischen demokratischen und ökonomischen Potentialen" letzten Freitag hatte ich die Möglichkeit, so einiges zu erleben. "Echte Blogger" hautnah. Aber daneben gab es für mich interessante Implikationen für den Themenzusammenhang von Demokratie und der Nutzungsweise von Weblogs.
Michael Mangold, der Leiter des ZKMs stellte in seinem einführenden Beitrag die Visionen, die am Anfang des Internethypes und auch des Bloghypes zu verorten waren dar. Ein ungebrochener naiver Fortschrittsoptimismus (e-government, e-learning) steht Befürchtungen kultureller Verelendung gegenüber (TV, Computerspiele).
Von diesen Ausgangserwartungen ging auch der Gießener Politikwissenschaftler Claus Leggewie aus. Dieser vertrat die These, das Internet sei das Medium deliberativer Elitendemokratie. Unter Eliten verstand er jedoch nicht "die oberen 10.000", sondern vielmehr mache die Beteiligung an einer politischen Diskussion den Teilnehmenden bereits zur Elite. Dabei zog er das Konzept des gut informierten Bürgers von Schütz hinzu. Vor diesem Hintergrund ging Leggewie anschließend auf seine Idee einer virtuellen Bürgerkonferenz ein, bei der sich diskutierende Bürger in ein moderiertes Forum begeben. Mit dieser Idee konnte ich nicht allzu viel anfangen. Innerhalb der Blogosphäre werden an verschiedenen Orten solche "elitären" Diskussionen bereits geführt, ohne dass man dafür ein Forum einrichten müsse. Auf die für die vernetzte Struktur von Blogs speziellen Kommunikationsformen ging Leggewie am Schluss kurz ein.
Nach den ersten beiden theoritisch-wissenschaftlichen Vorträgen kamen nach der Pause die Praktiker des Bloggens zum Zuge.
Zuerst sprach Rainer Meyer alias Don Alphonso. Naja. Ein Vortrag ohne Konzept, ohne Vorbereitung, ohne Struktur. Dafür eine Sprache, die sich gewaschen hat. Wer das prickelnde Gefühl "jetzt-online-raus" nicht habe, könne nicht bloggen, und wer nicht bloggt kann nicht verstehen. Hm. Auch der Aussage, dass man beim Bloggen automatisch jemandem "ans Bein pissen muss" konnte ich nicht teilen. Nach einigen "das interessiert keine alte Sau", "Arsch", "Scheiße" und ähnlichem beschwerte er sich dann über die mangelnde Sprachkompetenz seiner Journalisten-Schüler in München. Zu einer wissenschaftlichen Diskussion über Weblogs, deren Nutzungsmöglichkeiten und Gebräuchen trug der Vortrag und die daran anschließende Diskussion jedenfalls nicht bei. Völlig irrelevante Selbstdarstellung.
Der zweite "Praktiker" im Bunde war Johnny Haeusler vom Spreeblick. Der musste kurzfristig für den PR-Blogger einspringen und stellte sich vor, er sei PR-Berater. Der Vortrag behandelte Fragestellungen, die sich Unternehmen beim Einsatz von Weblogs stellen könnten. Wie die Nutzungsmöglichkeiten aussehen könnten und warum man es vielleicht doch besser lassen sollte. Der Vortrag wirkte auch (aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit) unstrukturiert und improvisiert, allerdings zeigte sich Haeusler als begnadeter Entertainer. Auch eine Selbstdarstellung, aber es gab auch Informationen.
Abgeschlossen wurde das "Themenforum Weblogs" von dem Kommunikationswissenchaftler Christoph Neuberger, der amerikanische Weblogstudien vorstellte. Er wies sehr deutlich darauf hin, dass die Diskussion um Weblogs sehr undifferenziert geführt würde. Online-Tagebücher werden mit Politik-Blogs und ähnlichem gleichgesetzt. Dies erschwert die Kommunikation auf wissenschaftlicher Basis erheblich.
Alles in allem fand ich die Tagung sehr anregend, obwohl ich mir mehr Zeit für Diskussionen gewünscht hätte.
Neue Medien zwischen demokratischen und ökonomischen Potentialen" letzten Freitag hatte ich die Möglichkeit, so einiges zu erleben. "Echte Blogger" hautnah. Aber daneben gab es für mich interessante Implikationen für den Themenzusammenhang von Demokratie und der Nutzungsweise von Weblogs.
Michael Mangold, der Leiter des ZKMs stellte in seinem einführenden Beitrag die Visionen, die am Anfang des Internethypes und auch des Bloghypes zu verorten waren dar. Ein ungebrochener naiver Fortschrittsoptimismus (e-government, e-learning) steht Befürchtungen kultureller Verelendung gegenüber (TV, Computerspiele).
Von diesen Ausgangserwartungen ging auch der Gießener Politikwissenschaftler Claus Leggewie aus. Dieser vertrat die These, das Internet sei das Medium deliberativer Elitendemokratie. Unter Eliten verstand er jedoch nicht "die oberen 10.000", sondern vielmehr mache die Beteiligung an einer politischen Diskussion den Teilnehmenden bereits zur Elite. Dabei zog er das Konzept des gut informierten Bürgers von Schütz hinzu. Vor diesem Hintergrund ging Leggewie anschließend auf seine Idee einer virtuellen Bürgerkonferenz ein, bei der sich diskutierende Bürger in ein moderiertes Forum begeben. Mit dieser Idee konnte ich nicht allzu viel anfangen. Innerhalb der Blogosphäre werden an verschiedenen Orten solche "elitären" Diskussionen bereits geführt, ohne dass man dafür ein Forum einrichten müsse. Auf die für die vernetzte Struktur von Blogs speziellen Kommunikationsformen ging Leggewie am Schluss kurz ein.
Nach den ersten beiden theoritisch-wissenschaftlichen Vorträgen kamen nach der Pause die Praktiker des Bloggens zum Zuge.
Zuerst sprach Rainer Meyer alias Don Alphonso. Naja. Ein Vortrag ohne Konzept, ohne Vorbereitung, ohne Struktur. Dafür eine Sprache, die sich gewaschen hat. Wer das prickelnde Gefühl "jetzt-online-raus" nicht habe, könne nicht bloggen, und wer nicht bloggt kann nicht verstehen. Hm. Auch der Aussage, dass man beim Bloggen automatisch jemandem "ans Bein pissen muss" konnte ich nicht teilen. Nach einigen "das interessiert keine alte Sau", "Arsch", "Scheiße" und ähnlichem beschwerte er sich dann über die mangelnde Sprachkompetenz seiner Journalisten-Schüler in München. Zu einer wissenschaftlichen Diskussion über Weblogs, deren Nutzungsmöglichkeiten und Gebräuchen trug der Vortrag und die daran anschließende Diskussion jedenfalls nicht bei. Völlig irrelevante Selbstdarstellung.
Der zweite "Praktiker" im Bunde war Johnny Haeusler vom Spreeblick. Der musste kurzfristig für den PR-Blogger einspringen und stellte sich vor, er sei PR-Berater. Der Vortrag behandelte Fragestellungen, die sich Unternehmen beim Einsatz von Weblogs stellen könnten. Wie die Nutzungsmöglichkeiten aussehen könnten und warum man es vielleicht doch besser lassen sollte. Der Vortrag wirkte auch (aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit) unstrukturiert und improvisiert, allerdings zeigte sich Haeusler als begnadeter Entertainer. Auch eine Selbstdarstellung, aber es gab auch Informationen.
Abgeschlossen wurde das "Themenforum Weblogs" von dem Kommunikationswissenchaftler Christoph Neuberger, der amerikanische Weblogstudien vorstellte. Er wies sehr deutlich darauf hin, dass die Diskussion um Weblogs sehr undifferenziert geführt würde. Online-Tagebücher werden mit Politik-Blogs und ähnlichem gleichgesetzt. Dies erschwert die Kommunikation auf wissenschaftlicher Basis erheblich.
Alles in allem fand ich die Tagung sehr anregend, obwohl ich mir mehr Zeit für Diskussionen gewünscht hätte.
Lia - am 26. September 2005, 18:43 - Rubrik: Perspektiven
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