Durch die Risikorationalität des Neoliberalismus ist die Moral vielfältigen Veränderungsprozessen unterworfen. Den Balast von präskriptiven Wert- und Normvorstellungen scheint sie abgeworfen zu haben, um Platz für Leistungs- und Erfolgsorientierung zu schaffen.
Der Erfolgreiche hat die Moral auf seiner Seite. Eine Figur wie zum Beispiel Sankt Martin wäre im Neoliberalismus nicht nur ineffizient, da er seinen Mantel mit einem Bettler teilt, sondern auch unmoralisch, da er sich nicht nach Leistungskriterien orientiert.
Ein gesellschaftlich-dynamisches Erklärungsmodell für Massenphänomene wie Arbeitslosigkeit oder die Benachteiligung bestimmter Randgruppen kann in dieser Argumentationslinie verabschiedet werden, da Arbeitslose über nicht ausreichende Kompetenzen zur Selbstführung verfügen und demnach moralisch selber Schuld sind.
Dahinter steht die magische Suggestion, dass jede(r) Tellerwäscherin alles erreichen kann, wenn er/sie sich nur richtig anstrengt.

 

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