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Werner Helsper, Susann Busse, Merle Hummrich, Rolf-Torsten Kramer (Hg.) (2008): Pädagogische Professionalität in Organisation. Neue Verhältnisbestimmungen am Beispiel der Schule, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 279 Seiten, ISBN 978-3-531-14860-1, 29,90€.
In dem Sammelband, der auf eine Fachtagung zum Thema zurückgeht, wird aus verschiedenen theoretischen Perspektiven die Frage nach dem Verhältnis von Organisation und Profession am Beispiel der Schule in den Blick genommen. Dazu werden in einem einführenden Beitrag durch die Herausgebenden zunächst die langjährigen Diskussionen um dieses Verhältnis nachgezeichnet, in welchen auch die Frage impliziert wird, wie eine pädagogische Organisation aussehen könnte. Hier wird im historischen Verlauf der Diskussion ein Schwanken zwischen der Orientierung an Max Webers Bürokratiemodell und der Orientierung an Karl Weicks Modell der lose gekoppelten Systeme deutlich. Anschließend führen die Herausgebenden in die Gliederung des Sammelbandes und in die einzelnen Beiträge verschiedener Autorinnen und Autoren ein.
Im ersten Teil des Bandes stehen systematische und historische Perspektiven im Vordergrund. So nimmt Hartmut Wenzel Ewald Tenorths Argumentation von 1986 zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Tenorth ging schon damals von der Eigenständigkeit pädagogischer Organisationen mit unverwechselbaren Subkulturen aus. Wenzel zeichnet nun in seinen Beitrag dies unter Bezugnahme auf die neuren Diskussionen nach. Bernd Zymek befasst sich in seinem Beitrag mit dem Bologna-Prozess und beschreibt anhand dieser Entwicklung die Tektonik des deutschen Bildungssystems und den sich aus der Bolognareform ergebenen Strukturwandel für die Lehrerbildung.
Sozialwissenschaftliche Ansätze zum Verhältnis von Profession und Organisation werden im zweiten Teil in den Blick genommen. Aus einer strukturtheoretischen Perspektive reflektiert Ulrich Oevermann das Verhältnis von Krise und Routine (vgl. S. 57) vor dem Kontext pädagogischer Professionalität. Diese sei Schulen allerdings aufgrund der Schulpflicht nicht etabliert. Aus einer wissensoziologischen Perspektive gehen Michaela Pfadenhauer und Achim Broziewskie davon aus, dass Professionen vor allem als Lösungsverwaltungen zu verstehen seien. „Professionelle lassen sich demnach als Akteure verstehen, die Probleme, mit den sie sich auseinandersetzen, so zu definieren vermögen, dass diese eben möglichst weitgehend den Lösungen entsprechen, über die sie (je professionell) verfügen“ (S.82).
Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Kommunikation und Entscheidung. Hier analysiert zum Beispiel Harm Kuper den aktuell auf Schulen einwirkenden Veränderungsdruck aus einer systemtheoretischen Perspektive. Zunächst werden die Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in einer „bürokratischen Schule“ in den Blick genommen um anschließend die potentielle Veränderung dieser Prozesse in einer „autonomen Schule (S. 155) zu reflektieren.
Im vierten Teil werden die Konsequenzen für die Anforderungen von Schulentwicklung und Lehrerprofessionalität reflektiert. Wolfgang Böttcher beschäftigt sich beispielsweise mit der Einführung von Bildungsstandards und deren Auswirkungen auf Outputqualität und Lehrerprofessionalität. Er kommt zu dem Schluss, dass klare starke Standards durchaus positive Einflüsse auf Organisation und Professionalität von Schule und Lehrenden haben könnten, dass allerdings die gesetzten Standards zu diffus und schwach seien und damit eine Professionalisierung eher behindern als fördern.
Im fünften und letzten Teil steht das Verhältnis von organisatorischen Machbarkeitsvisionen und professionellen Ungewissheiten im Vordergrund. Mit der Frage, wie Berufseinsteiger in Österreich in das System Schule integriert werden, beschäftigt sich Angelika Paseka anhand einer empirischen Studie. Es wird deutlich, dass die „Junglehrer“ nach ihrem Studium in ein ganz neues Lernfeld eintreten, dass sich vor allem durch (implizite) machtstrategische Auseinandersetzungen mit dem alteingesessenen und etablierten Kollegium in der Schule auszeichnet.
Der Sammelband bietet einen guten Überblick das Thema Organisation und Professionalität in der Schule und besticht vor allem durch die in den Beiträgen vertretenen unterschiedlichen theoretischen Perspektiven, die einen multidimensionalen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Werner Helsper, Susann Busse, Merle Hummrich, Rolf-Torsten Kramer (Hg.) (2008): Pädagogische Professionalität in Organisation. Neue Verhältnisbestimmungen am Beispiel der Schule, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 279 Seiten, ISBN 978-3-531-14860-1, 29,90€.
In dem Sammelband, der auf eine Fachtagung zum Thema zurückgeht, wird aus verschiedenen theoretischen Perspektiven die Frage nach dem Verhältnis von Organisation und Profession am Beispiel der Schule in den Blick genommen. Dazu werden in einem einführenden Beitrag durch die Herausgebenden zunächst die langjährigen Diskussionen um dieses Verhältnis nachgezeichnet, in welchen auch die Frage impliziert wird, wie eine pädagogische Organisation aussehen könnte. Hier wird im historischen Verlauf der Diskussion ein Schwanken zwischen der Orientierung an Max Webers Bürokratiemodell und der Orientierung an Karl Weicks Modell der lose gekoppelten Systeme deutlich. Anschließend führen die Herausgebenden in die Gliederung des Sammelbandes und in die einzelnen Beiträge verschiedener Autorinnen und Autoren ein.
Im ersten Teil des Bandes stehen systematische und historische Perspektiven im Vordergrund. So nimmt Hartmut Wenzel Ewald Tenorths Argumentation von 1986 zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Tenorth ging schon damals von der Eigenständigkeit pädagogischer Organisationen mit unverwechselbaren Subkulturen aus. Wenzel zeichnet nun in seinen Beitrag dies unter Bezugnahme auf die neuren Diskussionen nach. Bernd Zymek befasst sich in seinem Beitrag mit dem Bologna-Prozess und beschreibt anhand dieser Entwicklung die Tektonik des deutschen Bildungssystems und den sich aus der Bolognareform ergebenen Strukturwandel für die Lehrerbildung.
Sozialwissenschaftliche Ansätze zum Verhältnis von Profession und Organisation werden im zweiten Teil in den Blick genommen. Aus einer strukturtheoretischen Perspektive reflektiert Ulrich Oevermann das Verhältnis von Krise und Routine (vgl. S. 57) vor dem Kontext pädagogischer Professionalität. Diese sei Schulen allerdings aufgrund der Schulpflicht nicht etabliert. Aus einer wissensoziologischen Perspektive gehen Michaela Pfadenhauer und Achim Broziewskie davon aus, dass Professionen vor allem als Lösungsverwaltungen zu verstehen seien. „Professionelle lassen sich demnach als Akteure verstehen, die Probleme, mit den sie sich auseinandersetzen, so zu definieren vermögen, dass diese eben möglichst weitgehend den Lösungen entsprechen, über die sie (je professionell) verfügen“ (S.82).
Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Kommunikation und Entscheidung. Hier analysiert zum Beispiel Harm Kuper den aktuell auf Schulen einwirkenden Veränderungsdruck aus einer systemtheoretischen Perspektive. Zunächst werden die Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in einer „bürokratischen Schule“ in den Blick genommen um anschließend die potentielle Veränderung dieser Prozesse in einer „autonomen Schule (S. 155) zu reflektieren.
Im vierten Teil werden die Konsequenzen für die Anforderungen von Schulentwicklung und Lehrerprofessionalität reflektiert. Wolfgang Böttcher beschäftigt sich beispielsweise mit der Einführung von Bildungsstandards und deren Auswirkungen auf Outputqualität und Lehrerprofessionalität. Er kommt zu dem Schluss, dass klare starke Standards durchaus positive Einflüsse auf Organisation und Professionalität von Schule und Lehrenden haben könnten, dass allerdings die gesetzten Standards zu diffus und schwach seien und damit eine Professionalisierung eher behindern als fördern.
Im fünften und letzten Teil steht das Verhältnis von organisatorischen Machbarkeitsvisionen und professionellen Ungewissheiten im Vordergrund. Mit der Frage, wie Berufseinsteiger in Österreich in das System Schule integriert werden, beschäftigt sich Angelika Paseka anhand einer empirischen Studie. Es wird deutlich, dass die „Junglehrer“ nach ihrem Studium in ein ganz neues Lernfeld eintreten, dass sich vor allem durch (implizite) machtstrategische Auseinandersetzungen mit dem alteingesessenen und etablierten Kollegium in der Schule auszeichnet.
Der Sammelband bietet einen guten Überblick das Thema Organisation und Professionalität in der Schule und besticht vor allem durch die in den Beiträgen vertretenen unterschiedlichen theoretischen Perspektiven, die einen multidimensionalen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Lia - am 26. März 2008, 19:51 - Rubrik: Rezensionen
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