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Susanne Krasmann, Michael Volkmer (Hg.) (2007): Michel Foucaults "Geschichte der Gouvernementalität" in den Sozialwissenschaften - Internationale Beiträge, 314 Seiten, transcript Verlag, 28,80 €, ISBN: 978-3-89942-488-1

Dieser neu erschienene Sammelband lässt sich als internationaler und mehrdimensionaler Kommentar zu den 2004 veröffentlichten Vorlesungen von Michel Foucault „Geschichte der Gouvernementalität“ (Sicherheit, Territorium, Bevölkerung und die Geburt der Biopolitik) lesen.

Der Sammelband folgt einer logischen und stringenten Dreiteilung.
So bieten die Beiträge des ersten Teils einen Überblick über Foucaults Arbeiten aus der Perspektive der „Staatsfrage“. Die Autoren Thomas Lemke, Martin Saar und Mitchel Dean verfolgen die Vorlesungen Foucaults auf der Spur seines Staatsbegriffes. Alle drei Autoren machen in ihren jeweiligen Beiträgen deutlich, dass Foucault nicht – wie häufig vorgeworfen – den Staat vernachlässige, sondern, dass er vielmehr dezidiert die Prozeduren und Strukturen in den Blick nimmt, die den Staat erst konstruieren, in denen er sich kristallisiert.

Der zweite Teil des Sammelbandes stellt die Gouvernementalität zwischen Souveränität und Biopolitik in den Mittelpunkt. Alle Beiträge zielen darauf, deutlich zu machen, dass Foucault keinen linearen Dreischritt von der Souveränität über die Disziplin hin zur Gouvernementalität propagiert habe, sondern, dass dies drei Formen von Macht sind, die heuristisch gut zu unterscheiden sind, in der Empirie jedoch ineinander übergehen. Anne Caldwell setzt sich beispielsweise in diesem Teil mit der Frage auseinander, inwiefern nicht staatliche Akteure wie NGOs den „Human Rights Complex“ regieren. Susanne Krassmann und Sven Opitz bringen in ihrem Beitrag Foucaults Machtanalytik mit der Systemtheorie von Niklas Luhmann anhand der unterschiedlichen Gebräuche der Begriffe Inklusion und Exklusion zusammen, um so deutlich zu machen, das gesellschaftliche Exklusionen systemimmanente Bestandteile von modernen Gesellschaftsystemen sind.

Die Beiträge des dritten Teils stehen im Kontext von „Gouvernementalität und Neoliberalismus“. Jan-Otmar Hesse skizziert die aktuelle historische Forschung zum deutschen Ordoliberalismus und vergleicht diese mit Foucaults Perspektive. Mit einer kritischen Reflexion der Heterogenität der »governmentality studies« beginnen Sophia Prinz und Ulf Wuggening ihren Beitrag. Anschließend stellen sie vor dem Hintergrund der Bologna Reform heraus, dass hier mit neoliberalistischen Steuerungsvorstellungen eine zunehmende Bürokratisierung innerhalb der Universitäten einhergehe.

Der Sammelband eröffnet eine Reihe von anregenden Perspektiven zu Foucaults viel beachteter Vorlesungsreihe, vor allem, da hier zum einen unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen zu Wort kommen und zum anderen fließen darüber hinaus auch verschiedene internationale Blickrichtungen in den Sammelband ein. Dadurch bekommt das Buch einen sehr angenehme Perspektivenvielfalt.
Julia Franz

 

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