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Rezension: Reinhold Knopp, Karin Nell (Hg.) (2007): Keywork – Neue Wege in der Kultur- und Bildungsarbeit mit Älteren, transcript Verlag, Bielefeld, 24,80 € ISBN: 978-3-89942-678-6

Der Sammelband „Keywork“ eröffnet verschiedene Perspektiven auf die aktuellen Entwicklungen in der Kultur- und Bildungsarbeit mit Älteren. Die ältere Generation verfüge über ein hohes Maß an Ressourcen, die für Ehrenamt und Engagement genutzt – aber nicht instrumentalisiert werden sollen, wie die Herausgeber in ihrem einführenden Beitrag herausstellen. Sie stellen Keywork als Alternative zum klassischen Ehrenamt in der Seniorenarbeit dar (S. 12) und zeigen dies anhand von verschiedenen Praxisbeispielen. Die Veröffentlichung gliedert sich in drei unterschiedliche Teile, von denen sich im ersten im theoretischen Fundierungen und Grundlagen auseinandergesetzt wird. Im zweiten und größten Teil steht die „Keywork in der Praxis“ im Mittelpunkt und im letzten Teil werden Keywork und Stadtteilarbeit in Bezie-hung gesetzt.

Im ersten grundlagentheoretischen Beitrag definiert Roman Schanner, was unter einem Key-worker – vor allem im Bereich der musealen Bildungs- und Kulturarbeit – zu verstehen sei. „Ein Keyworker im engsten Sinne der Definition hingegen sollte optimalerweise selbst Mitglied einer als Zielgruppe zu gewinnenden, sozialen Gruppe sein. (…) Die Keyworker besitzen sozusagen den »Schlüssel«, um ihrem eigenen sozialen Umfeld in adäquater »Sprache« und Form museale Inhalte zugänglich zu machen“ (S. 25). Sie sind demnach Vermittler zwischen den Kulturbetrieben und verschiedenen sozialen Milieus, die bislang nicht zu den klas-sischen Zielgruppen gehörten. In einem weiteren theoretischen Beitrag verweist Reinhold Knopp darauf, dass kulturelle Kompetenz ein Schlüssel für gesellschaftliche Wirksamkeit und Teilhabe bis ins hohe Alter hinein darstellt.

Der zweite – an der Keywork-Praxis orientierte – Teil der Veröffentlichung beginnt mit einem Beitrag von Karin Nell, die zunächst den Weg von der Netzwerkarbeit zum Keywork-Programm skizziert. Vor diesem Hintergrund stellt sie theoretische Grundlagen der Fortbildungsarbeit für Keyworker dar und orientiert sich dabei stark an Peter M. Senges Theorie der lernenden Organisation. Nell bezieht sich weiterhin, wie auch andere Autorinnen und Autoren des Sammelbandes, auf den Kapitalbegriff von Pierre Bourdieu. Keywork stehe hier an der Schnittstelle zwischen kulturellem und sozialem Kapital.

In einem anderen Beitrag des Praxisteils stellen Karin Nell und Ute Frank das Grundmodell des Kulturführerscheins® dar, der unter der Federführung der Diakonie in Düsseldorf entwickelt wurde. Die detaillierte Beschreibung der Entwicklung des Fortbildungskonzeptes bietet vielerlei Anschlussmöglichkeiten. Aus diesem Projekt heraus haben sich weitere kleinere Pro-jekte entwickelt. So zum Beispiel das von Ute Frank beschriebene Projekt Kultur auf Rädern, bei welchem Kultur als „Lebensmittel“ in die Privatwohnungen von Älteren oder in Seniorenheime gebracht wird. Ein Beitrag von Günter Friedeler beschäftigt sich mit dem Kultur-zentrum der Generationen im Jungen Schauspielhaus in Düsseldorf, bei welchem Ältere ihre Erfahrungen und Kompetenzen an benachteiligte Jugendliche und Kinder weitergeben.

Im letzten Teil steht die Verbindung zur Stadtteilarbeit im Mittelpunkt. Beispielsweise be-schreibt hier Heike Schwalm das Düsseldorfer Projekt PLATZDA. Hier geht es darum, mit partizipativen Methoden als Bürgerinnen und Bürger gemeinsam über die Raumnutzung bestimmter Orte zu diskutieren und Veränderungen anzustoßen.

Die Beiträge des Sammelbandes spiegeln vor allem die Aktivitäten der Kooperation zwischen Projekten in Wien und in Düsseldorf wieder und zeichnen damit ein regional geprägtes Bild, dass allerdings sehr inspirierend für weitere Projekte und Kooperationen sein kann. Gerade der Praxisteil bietet vielfältige Anregungen und Anschlussmöglichkeiten für Menschen die sich in ihrer Region mit dem Konzept des Keyworks praktisch auseinandersetzen wollen.

... hab ich so eben dem Finanzamt übermittelt. Jetzt bin ich erwachsen!?

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Jenny Lüders (2007): Ambivalente Selbstpraktiken. Eine Foucault'sche Perspektive auf Bildungsprozesse in Weblogs, transcript Verlag, Bielefeld, EUR 28,80, ISBN-10: 3899425995, ISBN-13: 978-3899425994

Jenny Lüders setzt sich in ihrer Dissertation mit Bildungstheoretischen Überlegungen im Anschluss an Foucault auseinander und schließt daran mit einer qualitativer Analyse von Bildungsprozessen in Weblogs an.
Im ersten Teil ihrer Ausführungen beschreibt sie verschiedene Komponenten bzw. Dimensionen des derzeitigen Bildungsbegriffs. Sie beruft sich auf die aktuelle Diskussion darüber, ob „Bildung“ durch andere Begriffe ersetzt werden müsse und auf die Diskussion um die Diskrepanz von Bildungstheorie und Bildungsforschung. Sie benennt aus dieser Perspektive fünf Dimensionen: das Bildungssubjekt, Bildung und Gesellschaft, Bildung und Normativität, Prozesshaftigkeit von Bildung und das Verhältnis von Bildungstheorie und Forschung. Im Anschluss daran setzt sich Lüders mit den Arbeiten von Michel Foucault auseinander und beschreibt seine Forschung zum Subjekt, seine Gegenwartsanalysen, das Verständnis von Kritik, das besonders gut im Verhältnis von Normativität und Bildung wieder entdeckt werden kann, sowie Praktiken der „Entsubjektivierung“ also Praktiken, die es Subjekten ermöglichen „nicht dermaßen regiert zu werden“ (Foucault 1992). Dieser erste Teil der Arbeit, das Zusammendenken von Dimensionen des Bildungsbegriffs und Foucaults philosophisch gesellschaftlich-historischen Arbeiten erweist sich als durchaus fruchtbar, denn so kann eine neoliberale Umdeutung des Bildungsbegriffs oder des Autonomiebegriffs skizziert werden. Das Bildungssubjekt der Aufklärung ist immer in Stränge von Diskursen, Macht- und Wissensverhältnissen eingebunden damit nicht völlig frei und es bedarf daher Bildungskonzeptionen die diese Verstricktheit mitreflektieren und Möglichkeiten zum ‘anders denken’ bieten.

Im zweiten Teil der Arbeit widmet sich Lüders der empirischen Untersuchung von Bildungsprozessen. Dazu beschreibt sie zunächst ihren Untersuchungsgegenstand „Weblogs“ um anschließend ihre methodischen Überlegungen vorzustellen. In diesen verbindet Lüders die drei Achsen der Arbeit Foucaults (Diskursanalyse, Machtanalyse, Genealogie der Ethik) zu einem sehr inspirierenden und für weitere Forschungen durchaus fruchtbaren Untersuchungsraster. Sie untersucht in einem einzelnen Weblog hauptsächlich die Subjektpositionen der Autorin. Die Weblog-Autorin wird aus verschiedenen Diskurs- und Subjektpositionen analysiert. So zeige sie sich zum Beispiel als „Gestalterin“. Letztlich kommt Lüders zu dem Schluss, dass nur teilweise Bildungsprozesse bzw. Veränderungen, die auf Bildungsprozesse schließen lassen, im Weblog sichtbar werden.
Lüders methodisch-analytisches Vorgehen verbleibt jedoch auf einer diskursanalytischen Ebene. Die viel versprechende Verschränkung der drei Achsen wird leider methodisch nicht eingelöst. Die Autorin spricht zwar auch davon, das Vernetzungsstrukturen ein Indikator für Bildungsprozesse sein könnten, kann dies aber am ausgesuchten Weblog nicht zeigen. Lüders belegt ihre Interpretationen kaum, die zitierten Stellen des Weblogs wirken redundant und werden nicht durch Abbildungen angereichert. Insgesamt ist das Buch „Ambivalente Selbstpraktiken“ selbst ein wenig ambivalent, denn es beginnt mit wirklich fruchtbaren, interessanten und anregenden Überlegungen dazu, inwiefern mit Foucault der Bildungsbegriff transformiert werden kann. Vor allem die methodischen Überlegungen bieten verschiedene Anknüpfungspunkte für die weitere Forschung. Die Untersuchung selbst ist im Vergleich dazu eher enttäuschend. Nichtsdestotrotz bietet der Text im ersten Teil ein großes Potenzial und daher lohnt sich das Lesen auf jeden Fall.


Literatur:
Foucault, Michel (1992): Was ist Kritik? Merve Verlag.

Da ich am hiesigen Tag der Arbeit nicht mit Wandern oder sonstigen Ausflügeleien beschäftigt war, habe ich die Zeit genutzt, um in Nürnberg den 1. Mai zu erleben. Wenn schon indymedia und die Stadt Nürnberg gleichermaßen aufrufen…

Die Kundgebung an der Lorenzkirche war bunt. Viele Menschen aus allen Generationen und Milieus, die gegen Rechts Stellung bezogen. Leider war der Akku meiner Kamera leer und so konnte ich nur ein Bild machen:
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An der Kundgebung sprach zunächst der Bürgermeister Maly und anschließend der Lokalmatador der CSU Beckstein. Was dieser nun zu sagen hatte, wollten die meisten Nürnberger nicht wissen, und so wurde er quasi von der Bühne gebuuht. Laut Spiegel soll Beckstein sogar mit Steinen und einer Flasche beworfen worden sein, aber das habe ich nicht live mitbekommen.

Besonders schön ist es bei solchen Momenten in der Menge zu stehen und zu sehen, wie Menschen so politisch miteinander ins Gespräch kommen. So fragte ein ältere Bürger einen jüngeren Buuher, warum er denn Maly nicht auch ausbuhen würde, dieser hätte den NPD-Aufmarsch ja schließlich auch nicht verhindert. Daraufhin entstand noch eine längere Diskussion, die ich allerdings nicht mehr mitverfolgt habe.

Etwas später nach der Kundgebung kam der polizeigeschützte NPD-Zug zu Lorenzkirche, wo alle Nazis in die U-Bahn umgeleitet wurden. Die Polizei war - wie immer bei so was - sehr deutlich präsent. Helme auf! Aber nur sehr kurz, denn die NPDler scheinen nicht sehr zahlreich erschienen zu sein, jedenfalls waren alle sehr schnell in der U-Bahn, ohne dass ich auch nur einen aus der Nähe gesehen habe. Schade, denn ich wollte schauen in welchem Stil sie aufgetreten sind, ob dort auch linke Symbole zum Vorschein kamen, ob sie dem gegenwärtigen Tarn-Nazi-Trend folgten.

Die Herbstzeitlosen. Ein herrlich verspielter Film, der über Konventionen, Traditionen, das Älter werden, Freundschaften und ländliches Leben erzählt. Kann ich nur empfehlen: Für alle Generationen.

So blöd es klingen mag: Im Kino war ich doch überrascht, Schwitzerdeutsch aus den Lautsprechern zu hören. Aber auch das macht den Film besonders (die Untertitel haben mich aber auch gerettet).

Bloggen erfordert Selbstdisziplin. Eigentlich ist Selbstdisziplin - gerade im Bereich des Schreibens - nicht gerade meine Schwäche. Aber ganz offensichtlich hat sich hier in den letzten Monaten nicht viel getan. Also woran liegts? Regiere ich mich selbst nicht mehr genug oder gerade zuviel?

Um das rauszufinden lese ich gerade das Buch von Jenny Lüders: Ambivalente Selbstpraktiken. Eine Foucault´sche Perspektive auf Bildungsprozesse in Weblogs . Vielleicht wird dieses Buch mich ja erhellen. Ich hoffe, ich werde hier in Kürze eine kleine Rezension über das sehr spannend erscheinende Buch veröffentlichen!

Keine siegreiche Revolution ohne Idee. Bestimmt! Aber ebenso bestimmt: Nicht die Idee macht die Revolution, sondern die Not bringt sie zum Ausbruch. Und einmal in Aktion, weicht sie von der Idee ab.Viktor Klemperer, Tagebuch von 1939 (16. Dezember).

Gude Laune!

Komme soeben von einer sehr anregenden Lesung von Roger Willemsen. In hier spricht Guantánamo werden fünf ehemalige Häftlinge aus dem Lager in der Guantanámo Bay interviewt.
Die Lesung mit anschließender Diskussion hat eine Menge offene Fragen hinterlassen, die manchmal drohen, aus der öffentlichen Diskussion zu verschwinden. So wie diese:
Was ist das für eine Art von Demokratie, die einen rechtsstaatlichen Ermittlungsvorgang umkehrt?
Im Lager soll ermittelt werden, dass es sich bei den Insassen um gesetzlose Straftäter handelt, die deshalb ihre Inhaftierung im Lager verdienen. Das heißt, hier wird das Urteil vor der Anklage, vor der Beweisaufnahme, vor der Verhandlung gestellt. Nur der Spruch steht schon fest, und unter seiner Last vegitieren manche der Häftlinge seit über vielen Jahren im Lager.(Roger Willemsen (2006): Hier spricht Guantanamo, S.10.)

Aber das ist nur eine Frage. Ein ganzer Fragenkomplex ergibt sich im Zusammenhang zwischen der Anwendung/Duldung von Folter durch demokratische und rechtsstaatliche Regierungen.

Und gerade heute, am Tag der Menschenrechte kann man sich diese Fragen einmal stellen.

Mit einem Wort: "Seniorenspielpätze"!

 

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